Zhan Zhuang - Qi Gong

Zhan = Stehen
Zhuang = wörtlich "Pfahl" - im übertragenen Sinne "Basis", denn früher wurden in China Häuser teilweise auf Pfählen errichtet - diese dienten also als Fundament oder Basis, deswegen steht Pfahl/"Zhuang" für "Basis oder Fundament"

 

Wörtlich übersetzen könnte man Zhan Zhuang also mit "Stehen Basis" im Sinne von Stehen = "Basis(übung)".

 

Gebräuchlichere Bezeichnungen sind allerdings:

  • Stehen wie ein Baum
  • Stehen wie eine Säule
  • Stehen wie ein Pfahl
  • Standpfahl-Qigong
  • Stehmeditation / Standmeditation
  • oder auch einfach nur "Stehen" / Qigong-Stehübungen

 

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Was ist Zhan Zhuang?

Mit "Zhan Zhuang" werden allgemein stille, von außen als unbewegt (statisch) erscheinende Qigong-Übungen bezeichnet, die in bestimmten Haltungen oder Positionen stattfinden. Zhan Zhuang kann somit als eher innere Übung (Neigong) sowie stille Übung (Jing Gong) bezeichnet werden. Aber je nach der inneren Arbeit oder Körperposition dabei, kann das Stehen auch körperlich sehr fordernd werden und die äußere Arbeit (Waigong) miteinbeziehen.

Dazu wird zwischen Yangsheng Zhuang = Stehen für Gesundheit, Entspannung usw. auf der einen Seite sowie Jiji Zhuang = Stehen für die Kampfkunst auf der anderen Seite unterschieden. Im Qigong hat praktisch nur Yangsheng Zhuang eine Bedeutung - Jiji Zhuang wird in Kampfkünsten wie z.B. dem Yiquan geübt.

In der Regel sind mit Zhan Zhuang Übungen im Stehen gemeint, aber Zhan Zhuang kann genauso gut auch im Sitzen oder Liegen geübt werden. Es gibt dabei verschiedene Arm- oder Beinpositionen und von entspannt bis aufbauend / stärkend ist alles möglich.

Zhan Zhuang ist eine der ältesten, ursprünglichsten sowie wichtigsten und effektivsten Qigong-Übungen.

 

Prinzip und Kernidee des Zhan Zhuang

Kaum ein Bereich des Qigong ist so anfällig für Missverständnisse, wie die Übungen des Zhan Zhuang. Das mag mit unserer Kultur zusammenhängen, die sich sehr am "Machen" und am "Äußerlichen" orientiert. Beim Zhan Zhuang sieht man von außen nicht, was wirklich passiert, da dies im Inneren abläuft oder besser gesagt: im nicht sichtbaren Bereich. Wie will man zum Beispiel "Fühlen" von außen sehen?

Das Zhan Zhuang funktioniert nach den Prinzipien von Yin und Yang:

 

Äußere Bewegung - innere Ruhe.

Äußere Ruhe - innere Bewegung.

 

Je weniger wir uns mit dem äußeren Ablauf von zum Beispiel Bewegungen beschäftigen müssen, umso mehr können wir uns mit inneren Prozessen beschäftigen. Zum Beispiel einfach nur der Wahrnehmung, dem Fühlen des Körpers, der ständigen (Neu-)Ausrichtung der Körperhaltung, dem rhythmischen An- und Entspannen der Muskeln, kleinen Mikrobewegungen im Millimeterbereich. Zhan Zhuang soll im Inneren BEWEGT sein. Von außen ruhig und innen ruhig ist nicht richtig, auch wenn Zhan Zhuang oft so unterrichtet wird. Außen ruhig, aber innen BEWEGT - erst dann macht Zhan Zhuang Sinn.

 

Yi führt, Qi folgt. Und der Körper folgt dem Qi.

 

Tiefergehend können wir dann im Zhan Zhuang üben, dass mentale Aktivität (Vorstellungskraft "Yi") das "Qi" führt - und Qi bewegt den Körper.

Weiterer Effekt ist, dass durch die mentale Arbeit im Zhan Zhuang das Nervensystem sowohl sanft angeregt als auch beruhigt wird, was wiederum positive Effekte auf praktisch alle Bereiche des Körpers und des Geistes haben kann.

 

Doch was hat Zhan Zhuang für einen körperlichen Effekt?

Das ist eine Frage, die ich selbst lange nicht verstanden habe... Neue Impulse kommen für mich durch die zunehmende Erforschung des Bindegewebes (Faszien oder auch einfach "die" Faszie). Zhan Zhuang zielt auf das Training des Bindegewebes und Tiefenmuskulatur des Körpers ab. Die äußerlich gesehen stillen Positionen sind innerlich ganz schön bewegt und ermöglichen eine sehr gute Feinkoordination, die tiefere Schichten des Körpers trainieren.

Über die Verfeinerung der Wahrnehmung kann zudem ein ökonomischerer Einsatz der Kräfte erzielt werden. Das heißt konkret: Verspannungen können sich abbauen, weil der Körper im Inneren stärker wird (Tiefenmuskulatur und Bindegewebe) und sich die Körperhaltung verbessert. Eine anatomisch ungünstige Körperhaltung begünstigt Verspannungen, weil die schlechte Haltung kompensiert werden muss, was zusätzliche Kraft erfordert in Bereichen, die für die daraus resultierende Dauerbelastung gar nicht ausgelegt sind.

 

... aus chinesischer Sicht

Kurz und knapp: aus chinesischer Sicht gibt es kaum eine bessere Qigong-Übung um sein "Qi" aufzubauen und zu stärken, als eben Zhan Zhuang. Es wird als Vorteil angesehen, sich bei den Übungen nicht zu verausgaben, sondern in Ruhe sich "sammeln" und sein Qi stärken zu können.

 

Vorteile von Zhan Zhuang:

  • man muss sich keine komplizierten Bewegungsabläufe merken
  • es gibt kaum effektivere Qigong-Übungen als Zhan Zhuang - manche Qigong-Meister üben fast nur Zhan Zhuang
  • Zhan Zhuang ist zudem, richtig ausgeführt, eine Übung, die ganzen Körper stärkt
  • geringer Platzbedarf - sich hinzustellen oder zu setzen ist praktisch überall möglich!
  • für Anfänger sind die Übungen unkompliziert und "einsteigerfreundlich"
  • für Fortgeschrittene bieten sie Tiefe "ohne Ende"
  • meditativer Ansatz der Übungen - Ruhe lernt man mit am besten indem man immer wieder aktiv übt, zur Ruhe zu kommen - im Zhan Zhuang ist das hervorragend möglich

 

 

 

 

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