Sie haben folgende Möglichkeiten, Yiquan bei mir zu lernen:
- Kurse / Regelmäßige Trainingstermine
- Seminare / Lehrgänge / Workshops (je nach Ausschreibung)
- Personal Training/Coaching / Privatunterricht / Kleingruppentraining (auf Anfrage jederzeit möglich)
Diese Angebotsformen können jeweils einzeln für sich oder auch kombiniert in Anspruch genommen werden.
Weiteres dazu auf der Hauptseite dieser Webseite unter dem Menüpunkt "Training & Unterricht"!
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Hintergrund (Yiquan)
Was ist Yi Quan / I-Chuan?
DingBa Bu GouGua Zhuang
意 Yì (I) = Vorstellungskraft
拳 Quán (Chuan) = wörtlich Faust, im übertragenen Sinne Kampfkunst, Boxen
Yi Quan - oder in alter Schreibweise "I-Chuan" - ist auch unter einem weiteren, nicht mehr so gebräuchlichen Namen bekannt: "大成拳 Da Cheng Chuan" - wörtlich übersetzt in etwas "Vollendetes Boxen". (der Begründer des Yi Quan hatte diesen letztgenannten Begriff aber selbst abgelehnt, da es seiner Meinung nach nie ein "Ende" der Entwicklung gibt und man immer noch etwas "verbessern" kann - das Yi Quan also nicht "vollendet" im Sinne von "ein für allemal fertig" sein kann...)
Yiquan ist Bewegung, Meditation und Kampfkunst in einem:
Die chinesische Kampf- und Bewegungskunst Yiquan (gesprochen in etwa: „ii’ tschüan“) wurde im letzten Jahrhundert von Meister Wang Xiangzhai, einem Kung Fu- und Qigong-Experten, begründet. Das Besondere am Yiquan ist die Einfachheitund Wirksamkeit durch Konzentration auf wesentliche Prinzipien, die sogenannte „innere Arbeit“ (Neigong). Dadurch kann Yiquan als eine Art Universalmethodefür Qigong und asiatische Kampfkunst bezeichnet werden. Anders als bspw. beim Taijiquan müssen keine längeren und komplizierten Bewegungsabfolgen erlernt werden. Yiquan baut auf den gleichen Grundprinzipien wie Qigong und Taijiquan auf – und gerade die Einfachheit der Yiquan-Übungen macht sie für uns „Westler“ gut zugänglich. Ausgehend von Bewegungen in Kombination mit geistiger Konzentration, Ruhe und Vorstellungen werden Geist und Körper gleichermaßen intensiv trainiert.
Es gibt vielfältige und abwechslungsreiche Übungen im Stehen, Gehen, Sitzen und Liegen. Ruhe und Bewegung werden zur Einheit. Yiquan verbessert die Körperhaltung, trainiert die Tiefenmuskulatur, bringt Kraft und Beweglichkeit, dient der Entspannung und schenkt Vitalität. Die Qigong-Basisübungen des Yiquan für Gesundheit, Entspannung und Wohlbefinden sind leicht in den Alltag zu integrieren. In fortgeschrittenen Übungen kann Yiquan bis zu einer vollständigen chinesischen Kampfkunst („Kung Fu“) ausgebaut werden. Yiquan als eigenständiges Übungssystem ist für jedes Alter und jeden Leistungsstand geeignet.
Yiquan kann durch seinen universellen Ansatz und seine einzigartige Trainingsmethode auch sehr gut ergänzend, ausgleichend und bereichernd zu anderen Sportarten, Entspannungsmethoden oder Kampfkünsten ausgeübt werden.
Ich selbst habe Yiquan bereits im Oktober 2004 bei Jumin Chen kennengelernt und bin seitdem begeistert von der Einfachheit, Tiefe und Effektivität dieses aus meiner Sicht "genialen" Systems.
Yi Quan enthält vier große Übungsbereiche und ist damit sehr vielseitig einsetzbar und äußerst effektiv:
- Yiquan als "Qi Gong" / Prävention: Gesundheitsfördernde Qi Gong-Übungen des Yi Quan. Hierbei geht es um grundlegende einfache Übungen die der Gesunderhaltung / Prävention, Entspannung und sanften Kräftigung des Körpers dienen. Dazu gehören stille und bewegte Qigong-Übungen, die im Stehen, Gehen, Sitzen und Liegen ausgeführt werden können. Die drei wesentlichen Trainingsbereiche sind hier: Zhan Zhuang, Shili und Mocabu, die dann eben auch als "Yiquan-Qigong" bezeichnet werden können. Diese Basisübungen sind jedoch nicht nur ein Gesundheitstraining, sondern gleichzeitig stellen sie auch das notwendige Grundlagentraining dar, wenn man Yiquan als Kampfkunst ausüben will.
- Yiquan als Kampfkunst 1: Schlag-, Tritt- und Schritttraining. Hier werden die Herz-Kreislauf-intensiveren, konditionsfördernden schnellen Yiquan-Techniken geübt. Dieses Training kann einerseits als Fitness-Training und andererseits als Aufbaustufe und Erweiterung für diejenigen, die Yiquan als Kampfkunst üben wollen, betrieben werden. Die erworbenen Fertigkeiten aus dem Schlag-, Tritt- und Schritttraining können dann in das Partnertraining (Tuishou & Sanshou) integriert werden.
- Yiquan als Kampfkunst 2: Partnertraining. Dazu gehören dann die Partnerübungen des Yiquan wie Tuishou/Push Hands und Sanshou/Freikampf bzw. Misch- und Zwischenformen dieser beiden Übungsbereiche. Für dieses Partnertraining ist ein Erlernen der Yiquan-Grundlagen in Form des Yiquan-Qigong erforderlich. Das aufbauende Training der Schlag-, Tritt-, Schritt- und Entladungstechniken verfestigt diese Grundlagen und bringt auch das Partnertraining erst zur vollen Entfaltung und Anwendung.
Yiquan als Kampfkunst ist aus dem inneren Kampf-Stil Xingyiquan hervorgegangen und wurde sowohl von Taijiquan als auch Baguazhang u.a.m. beeinflusst. - Yiquan als "Therapie" (nicht Teil unseres Angebots!). Yiquan wird in China auch erfolgreich als Therapie bzw. ergänzende Therapiemaßnahme neben anderen schulmedizinischen oder alternativen Verfahren angewendet. Yiquan als Therapie kann jedoch nur angewendet werden (hier in Deutschland und auch generell) von Menschen mit therapeutischer Ausbildung und Befugnis wie Ärzte, Heilpraktiker, Physiotherapeuten, Psychotherapeuten, insofern - erneut - ist dieser Punkt nicht Teil unseres Angebots.

Yiquan besteht aus folgenden acht Haupt-Trainingsbereichen:
- Zhan Zhuang - "Stehen wie ein Baum" / "Stehende Säule"
Die Übung des Zhan Zhuang bildet die Basis des Yiquan und ist für Anfänger wie Fortgeschrittene gleichsam von Bedeutung. In zahlreichen von außen betrachtet statisch erscheinenden Haltungen werden mit der Vorstellung Bewegungen, Kraftrichtungen und -qualitäten und vieles mehr geübt, mentale Impulse zur Muskulatur geschickt, die Körperstruktur/Körperhaltung optimiert, der Körper zu einer Einheit "verschmolzen", Körpereigenwahrnehmung geschult und verfeinert. Die Praxis des Zhan Zhuang ist besonders wirksam zur Gesundheitspflege und Rehabilitation und wurde schon als die wichtigste einzelne Qigong-Methode bezeichnet. Auch in anderen Kampfkünsten wie Taijiquan, Baguazhang und Xingyiquan spielt Zhan Zhuang eine Rolle. Zhan Zhuang stellt im Rahmen des Kampfkunsttrainings im Yiquan ein wichtiges "Krafttraining" und Training für alle inneren Prinzipien dar. - Shili - "Kraft genießen/testen"
Shili ist Zhan Zhuang in Bewegung - Zhanzhuang ist Shili in Ruhe. Diese beiden Bereiche gehören zusammen. Im Yiquan gibt es einige Shili-Übungen, unter anderem auch alle Schläge, Tritte usw., bei denen verschiedene innere Prinzipien zur Erzeugung von Kraft und letztlich Kombinationen der sechs Kraftrichtungen (öffnen/schließen, vor/zurück, oben/unten) unter Beibehaltung der optimalen Körperstruktur geübt werden. Shili wird zunächst sehr langsam geübt um achtsam, entspannt und sensitiv zu bleiben sowie eine Führung der Bewegungen durch die Vorstellung zu ermöglichen und weiter einzuüben. - Mocabu / Zoubu - Beintraining und Schritte
Mocabu = „reibender Schritt“ (oder auch Zoubu) ist die grundlegende Schritttechnik im Yiquan. Der Name leitet sich aus der Bewegung beim Reiben von Tusche in der Kalligrafie ab. Mocabu ist sozusagen Shili für die Beine und entwickelt neben der Schritttechnik auch die Sensitivität und Wahrnehmung sowie Stabilität und Mobilität der Füße und Beine. Mocabu wird auch mit Shili kombiniert geübt. - Tui Shou - schiebende/klebende Hände, engl. Push Hands oder Pushing Hands
Tuishou bedeutet „Schiebende Hände“ und ist auch als „Push Hands“ oder "Pushing Hands" bekannt. Hierbei handelt es sich um Partnerübungen, bei denen versucht wird, unter Beibehaltung der eigenen Struktur, Verbundenheit und Stabilität „Lücken“ beim Partner zu finden oder selbst herbeizuführen und diesen zu destabilisieren und zu kontrollieren oder Fali einzusetzen. - Fali - "die Kraft explodieren lassen"
Fali bedeutet „Aussenden von Kraft / Explodieren der Kraft“. Aus einem entspannten Zustand heraus wird in der Kampfanwendung explosive Kraft freigesetzt. Hierzu werden praktisch alle Shili-Übungen inkl. Schlägen, Tritten usw. zunehmend "explosiv" geübt. Anfangs auf der Stelle, später auch mit Schritten bis hin zu freier Schrittarbeit. - San Shou - "zerstreuende Hände" / Freikampf
Sanshou ist die letztlich freie Anwendung der Yiquan-Prinzipien im Freikampf. - Shisheng - Einsatz der Stimme / Atmung
Beim Shisheng wird durch bestimmte Laute die Atmung und innere Struktur trainiert. Am Anfang sind diese Laute hörbar, später werden sie nur noch innerlich ausgeführt. - Jianwu - "Gesundheitstanz"
Der Jianwu ist eine fortgeschrittene Übung bei der alle einzelnen Elemente frei miteinander kombiniert und spontan geübt werden. Schnell und langsam, auf der Stelle und Schritte - alles kann sich dabei abwechseln. Jianwu ähnelt am ehesten den "Formen" (Taolu, Kata) die man aus anderen Kampfkünsten kennt - hier im Yiquan gibt es jedoch keine festgelegte Reihenfolge. Der Jianwu sieht jedesmal anders aus.
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Yiquan lernen!
Theorie & Prinzipien des Yiquan
Theorie und Praxis gehören zusammen! Ohne Theorie ist keine zielführende Praxis möglich - ohne Praxis nützt die Beste Theorie nichts... Theorie und Praxis sollten aus meiner Sicht Hand in Hand gehen und sich gegenseitig ergänzen. Für den Spaß und die Sinnhaftigkeit des Übens ist es meiner Meinung nach essentiell, zu wissen und zu verstehen, warum und wie geübt wird - und warum man gerade so übt und nicht anders.
Erfahren Sie im Folgenden mehr über ein paar theoretische Aspekte und Prinzipien des Yiquan:
- Schlüsselpunkte für die Praxis
- Curriculum / Lehrinhalte
- Methodik / Didaktik / Aufbau
- "Kraft" (Li / Jin)
- Yiquan verstehen
- Sechs Hauptkategorien (Shen, Yi, Qi, Li, Xing, Sheng)
- Fünf Elemente / Wandlungsphasen (Wu Xing / Wu Hsing)
Auch fast alles was für Qigong und Taijiquan gilt, gilt mehr oder weniger genauso im Yiquan - deswegen lohnt sich auch ein Besuch der entsprechenden Theorie & Prinzipien-Bereiche dort:
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Schlüsselpunkte für die Praxis
Methodik / Didaktik / Aufbau des Yiquan
Im Yiquan wird teilweise sehr anders trainiert als man es z.B. aus anderen Kampfkünsten gewohnt ist. Um diesen Ansatz klarer zu machen, hier einige Anregungen zu der "einzigartigen" Methodik / Didaktik des Yiquan:
1. Im Yiquan wird von innen nach außen trainiert. Was heißt das?
Schon als Anfänger beginnt man im Yiquan mit Zhan Zhuang. Über die verschiedenen Vorstellungen beginnt unmittelbar im Zhan Zhuang die "innere Arbeit" (Nei Gong). Die formalen, äußeren Übungen kommen nach und nach dazu. So erweitern sich die eigenen Fähigkeiten immer mehr - und Zhan Zhuang ist die Basis für alles andere. Die Abfolge sieht ungefähr so aus:
Zhan Zhuang = äußerlich kaum sichtbare Bewegungen (Mikrobewegungen!)
↓
Shili und Mocabu = die Bewegungen werden größer
↓
Fali = die Bewegungen werden schneller
↓
Tui Shou = die Bewegungen werden auf "Kraft", Reaktion usw. mit einem Gegenüber getestet
↓
San Shou = die Bewegungen werden auf kampftauglichkeit überprüft und optimiert
↓
Shisheng = Verstärkung für das Fali und San Shou
↓
Jianwu = Übungsform die alles vorherige integriert und vereint
Das ist natürlich nur ein Schema und beim Erlernen und Üben vermischen sich die verschiedenen Bereiche, denn es wäre einerseits unpraktisch, zum Beispiel 5 Jahre lang nur Zhan Zhuang zu üben und dann die erste Shili-Bewegung zu erlernen. Und andererseits macht es auch nicht so viel Spaß! Aber die grundlegende Methodik besteht eben darin von innen nach außen, die kleinen Bewegungen nach und nach auf die anderen Felder zu erweitern.
2. Innen und außen werden gemeinsam trainiert.
Was soll das denn jetzt? Widerspricht das nicht Punkt 1 "von innen nach außen zu trainieren"? Klares Jein!
Zwar wird generell "von innen nach außen" trainiert. Aber der Körper ist immer mit dabei! Der Inhalt = Nei Gong wird immer zusammen mit den äußeren, formalen Übungen = Wai Gong trainiert. Das heißt, Yiquan ist eigentlich gleichzeitig ein Nei Gong- und ein Wai Gong-Training! Das "Innere" und das "Äußere" entwickeln sich gemeinsam. In der Yiquan-Philosophie wird stark die Einheit betont - alles ist untrennbar eins - Gesundheit und Kampfkunst, Yin und Yang, Körper und Geist...
Der Yiquan-Großmeister Yao Chengrong hat in einem Interview mal gesagt, dass Yiquan "halb innen, halb außen" ist, sozusagen zu 50% innere Kampfkunst und zu 50% äußere Kampfkunst. Aus Sicht des Yiquan kann es praktisch gar keine "rein innere" Kampfkunst geben, weil der Körper immer auch mittrainiert werden muss. Eine "rein äußere" Kampfkunst gibt es demnach auch nicht - weil der Körper immer durch Gedanken und letztlich Nervenimpulse bewegt wird.
Die Frage ist dann eher: wie stark ist die mentale Seite eines Systems ausgeprägt? Und da hat Yiquan enorm viel zu bieten.
3. Inhalt ist wichtiger als "neue Übungen" oder "Form(en)".
Im Yiquan gibt es eine relativ überschaubare Zahl von Positionen oder Bewegungsabläufen. Und oft wird es so sein, dass man keine neue Bewegung lernt, sondern eher neue Vorstellungen in die schon bekannten Übungen einbaut. Die formalen Übungen sind auch wichtig, keine Frage - aber wenn diese "leer" das heißt ohne Inhalt geübt werden, dann ist dies kein effektives Training im Sinne des Yiquan. Deshalb gilt als grobe Faustregel: Inhalt ist wichtiger als neue Übungen oder "Form(en)"!
4. Frei und chaotisch statt "festgelegt" und "Form"
In den allermeisten chinesischen oder auch japanischen Kampfkünsten gibt es sogenannte "Formen". Diese werden dann jap. Kata oder chin. Taolu oder ähnlich bezeichnet. Vom Yiquan wiederum wird oft gesagt, es hätte keine Formen, was auch nicht so ganz stimmt. Die Frage ist, was man unter "Form" versteht.
Denn man könnte durchaus sagen, dass beispielsweise die Shili-Übungen des Yiquan auch einen zunächst mal festgelegten Bewegungsablauf beschreiben. Und auch die Punkte bei der Körperhaltung könnte man als Form des Körpers (Xing) bezeichnen. Ganz komplett ohne "Form" kommt also auch das Yiquan nicht aus.
Der große Unterschied besteht jedoch darin, dass es im Yiquan praktisch keine in fester Reihenfolge miteinander verbundenen Bewegungsabläufe gibt! Alle Bewegungen werden sehr früh frei geübt. Von Moment zu Moment kann man so die Bewegungen wechseln, je nachdem wo einem der Sinn nach steht. Die Hauptargumentation ist dabei: in einem Kampf ist auch nichts vorherbestimmt, alles ist frei und man muss flexibel und spontan auf alles reagieren. Das wird dann als Prinzip in das Yiquan-Training übertragen. So werden in diesem System Freiheit, Kreativität, Flexibilität und auch Individualität gepflegt.
Vielen, die aus Kampfkünsten mit Formen kommen, fällt es dann schwer im Yiquan auf Formen zu verzichten. Teilweise kann es dann sogar schwer sein, zu verstehen, wie Yiquan funktionieren kann ohne Formen. Aber ohne Formen heißt eben noch nicht, dass es weniger wirksam wäre - eher ganz im Gegenteil! (aus Yiquan-Sicht)
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"Kraft" (Li / Jin)
"Kraft" im Yiquan
Li oder Jin - oder was denn nun?
Li = Kraft
Jin = Kraft
Für Kampfkunst braucht man "Kraft". Doch welche Art oder Qualität von Kraft? In den chinesischen Kampfkünsten haben sich hauptsächlich zwei Begriffe für Kraft durchgesetzt: Li und Jin. Wobei "Jin" als Begriff hauptsächlich in den sogenannten inneren Kampfkünsten (Neijiaquan) benutzt wird und dort meist sogar gegen Li abgegrenzt wird.
Li wird dann häufig zum Beispiel als "grobe Muskelkraft" bezeichnet. Im Gegensatz dazu sei "Jin" eine innere Kraft, die mehr von "Qi" geführt wird. Manche bezeichnen Jin auch als Kraft der Sehnen/des Bindgewebes o.ä. Das führt dann dazu, dass z.B. in manchen Richtungen des Taijiquan jeglicher noch so minimale Muskeleinsatz tabuisiert wird. Aus Sicht des Yiquan ist es ebenfalls anzustreben, so wenig Muskelkraft wie möglich zu benutzen, aber ganz ohne Muskeln geht es auch nicht!
Im Yiquan werden nun beide Begriffe Jin und Li praktisch gleichwertig benutzt - mal wird von Jin oder mal auch von Li gesprochen - gemeint ist aber immer das gleiche. Die Yiquan-Theorie sieht keinen wesentlichen Unterschied zwischen Jin und Li! Der wesentliche Punkt ist aus dieser Sicht viel mehr, dass die "Kraft" an sich immer feiner, subtiler und gleichzeitig "überwältigender" werden soll - egal ob das nun Jin oder Li genannt wird. Diese Art von "trainierter Kraft" wird dann im Yiquan "Hunyuan Li" genannt. (mehr dazu s.u.)
Wesentlich erscheint mir auch der Ansatz, dass die Kraft durch "Yi" = Vorstellungsarbeit erworben wird. Zitat von Wang Xianzhai: "Die Kraft kommt nicht von der Kraft. Die Kraft kommt vom Yi!" Deswegen wird beim Yiquan so viel Wert gelegt auf das Training mit der Vorstellungskraft.
Weitere Überlegungen, wie "Kraft" zustande kommt beziehungsweise trainiert werden kann hier:
Bindegewebe, Faszien, Sehnen, Bänder...
Nachfolgend ein paar Begriffe aus dem Yiquan-System, die sich auf "Kraft" beziehen:
Moli (manchmal auch Mojin genannt) - "Kraft berühren"
Mo = berühren, suchen, finden, wahrnehmen, spüren, fühlen...
Li = Kraft
Moli wird im Zhan Zhuang geübt, und zwar vor allem im Jiji Zhuang. Dabei geht es hauptsächlich darum, die verschiedenen Kraftrichtungen zu spüren, zu erkunden und mit "Leben" zu füllen, so dass ein Gefühl für die Kraft entsteht. Denn die Kraft kann nicht "gesehen werden" sondern nur gespürt werden. Moli zielt darauf ab, Hunyuan Li zu entwickeln. (s.u.) Im erweiterten Sinne bedeutet Moli, auch die Kraft des Anderen zu spüren.
Shili - "Kraft kosten/genießen"
Shi = kosten, testen, genießen, probieren...
Li = Kraft
Unter Shili fallen auch die Mocabu-Übungen. Shili ist im Grunde nur die räumliche Erweiterung von Zhan Zhuang. Beim Shili wird die Kraft, die durch Zhan Zhuang aufgebaut wird, noch weiter "getestet" und in auch wieder äußerlich sichtbare Bewegungen im Raum übertragen. Dabei geht es darum, in Bewegung die Vorstellungen und das Gefühl beizubehalten so dass die Kraft nicht "abreisst" in der Bewegung.
Zhan Zhuang und Shili/Mocabu sind praktisch das gleiche - bringt man Zhan Zhuang-Positionen in Bewegung wird daraus Shili/Mocabu - hält man Shili/Mocabu an, wird daraus eine Zhan Zhuang-Übung. Beide Bereiche sind wichtig und gehören untrennbar zusammen. Bewegung in der Nicht-Bewegung zu suchen = Mojin im Zhan Zhuang - sowie auch die Nicht-Bewegung in der Bewegung zu suchen = die Prinzipien des Zhan Zhuang in Shili und Mocabu zu übertragen.
Fali - "Kraft explodieren" (im Taijiquan meist "Fajin" genannt")
Fa = aussenden, ausstoßen, "explodieren"
Li = Kraft
Beim Fali geht es darum, die Kraft in alle Richtungen explosionsartig zum Ausdruck bzw. zur Anwendung zu bringen. Für Fali braucht man eine gute Basis im Zhan Zhuang, Shili und Mocabu, denn: was will explodieren lassen, wenn man noch gar kein bisschen "Kraft" hat? Weitere Basis für Fali ist "Xuli" und "Zhengli". (s.u.) Außerdem Entspannung, so dass Fali "punktgenau" ausgestoßen wird und danach direkt wieder zur Entspannung zurückgekehrt wird. Fali kann in beide Richtungen gehen - nach außen explodieren, aber quasi auch nach innen implodieren, je nachdem in welche Richtung die Kraft gerade wirken soll.
Xuli - "Kraft sammeln"
Xu ="sammeln"
Li = Kraft
Xuli ist sozusagen die dem Fali vorausgehende Sammelphase für die Kraft. In gewissem Sinne wird Xuli in den Zhan Zhuang-Positionen wie z.B. Hunyuan Zhuang geübt. Am Anfang wird Xuli und Fali getrennt geübt - später soll es immer mehr gleichzeitig angewendet werden können.
Zhengli - "Dehnungskraft"
Zheng = kämpfen, streiten
Li = Kraft
Zhengli wird übersetzt mit "in gegensätzliche Richtungen ausdehnende Kraft", "gegenüberliegend Spannung" oder "widerstreitende Kräfte". Gemeint ist damit eine Kraft, die aus zwei gegensätzlichen Polen entsteht, eine Art "Spannungspotential". Mein Lehrer Jumin Chen hat den Begriff "Zheng" mit einem Bild so erklärt: ein Fußball, um den sich zwei Fußballmannschaften "streiten". Oder ein Apfel, an dem von zwei Seiten gezogen wird.
Zhengli kann innerhalb des Körpers erzeugt werden (Nei Zhengli) sowie auch "außen" vom Körper zur Umgebung (Wai Zhengli). Die Dehnspannung, die sich durch Zhengli ergibt kann unter anderem für Fali genutzt werden.
Hunyuan Li - "Ursprungskraft"
Hunyuan = Ursprung, Anfang, Einheit, Ganzheit
(Hunyuan ist synonym zu "Wuji", der Leere und usrprünglichen Ganzheit, dem Ur-Anfang)
Hunyuan Li wird als ausbalancierte Kraft d.h. eine Kraft die in alle Richtungen (z.B. die sechs Raumrichtungen) gleichzeitig wirkt, bezeichnet. Ursprungskraft, Einheitskraft, Ganzheitskraft des gesamten Körpers. Hunyuan Li soll lebendig, schnell, sanft, stark, kompakt und gleichzeitig flexibel sein. Hunyuan Li könnte man auch als ein Resultat bezeichnen, wenn alle sechs Hauptkategorien (Shen, Yi, Qi, Li, Xing und Sheng) gut aufeinander abgestimmt sind und gemeinsam wirken.
Die Hauptübung um Hunyuan Li zu entwickeln ist Mojin/Moli im Zhan Zhuang sowie auch - um Hunyuan Li weiter zu entwickeln - Shili und Mocabu. Möglichkeiten des Testens (Feedback) von Hunyuan Li sind z.B. Partnerübungen wie Push Hands.
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Yiquan verstehen