Qi Gong im Gehen
Viele Qi Gong-Übungen finden "auf der Stelle" statt (also im Stehen, Sitzen, manchmal auch im Liegen...). Einen guten Ausgleich dazu bilden Übungen des "Qi Gong im Gehen". Die Qi Gong-Geh-Übungen, die ich einsetze, entspringen mittlerweile eigentlich alle dem Yi Quan-System und werden dort letztlich auch als Mo Ca Bu oder Zou Bu (in Kombination mit Zhan Zhuang) bezeichnet.
Dieses "Qi Gong im Gehen" ist sehr einfach und besteht im Wesentlichen aus drei (bzw. vier) Bereichen:
- "Gehen" auf der Stelle (auf einem Bein stehen, das andere bewegen)
- "tatsächliches Gehen" (hauptsächlich Schritte vorwärts und rückwärts / Gehen im "Zick-Zack")
- Hinzunahme von Armhaltungen, die letztlich aus dem Zhan Zhuang kommen (und damit hat man eigentlich eine Kombination von Zhan Zhuang mit Schritten bzw. "Zhan Zhuang im Gehen")
- (Wenn man dabei mehr Bewegung möchte, könnte man nun Shi Li-Übungen aus dem Yi Quan mit hinzunehmen, was dann dort als "Shi Li im Gehen" bezeichnet würde.)
Durch etliche konkrete Vorstellungsbilder bekommen die Übungen Tiefe und Ganzheitlichkeit.
Um nur ein paar Anregungen zu geben:
- die Fußsohlen können in der Vorstellung wie über die Wasseroberfläche einer Pfütze gleiten
- das bewegende Bein hängt im Wasser und wird durch den Widerstand des Wassers bewegt
- der Fußrücken balanciert ein kleines Gewicht
- vorstellen, durch Moor zu gehen (leichtes Widerstandsgefühl)
- auch die Arme und der Rumpf können durch Vorstellungsbilder mit integriert werden
- u.v.m.
So in Kombination von äußeren Bewegungen und inneren Vorstellungen und Empfindungen hat "Qi Gong im Gehen" unter anderem folgende positive Wirkungen:
- Gleichgewicht und Stabilität, auch der Fußgelenke (Sturzanfälligkeit im Alter!)
- Training von Beinen und Füßen - und zwar sowohl Kraft, Tiefenmuskulatur, als auch Körpergefühl und Spürfähigkeit
- durch den Einsatz der Beine und Füße wird das Blut und die Lymphflüssigkeit besser nach oben "gepumpt"
In der chinesischen Medizin gibt es den Spruch "man altert von den Beinen her". Mein Lehrer Jumin Chen legt sehr viel Wert auf das Beintraining - das Beintraining (und dazu gehört Fußtraining) hat für ihn Priorität vor allem anderen. Starke Beine und Füße entlasten sogar auch den Rücken, Schultern, Nacken... Das Fundament, die Basis, ist immer wichtig für das, was darauf gebaut ist. Genau so gilt es auch für den Körper. "Oben leicht/leer, unten fest/voll" ist ein Prinzip des Qi Gong. Bei uns ist es oft umgekehrt: "oben fest und unten leer". Oben sitzen die Verspannungen (Schulter, Nacken...), während der Unterkörper zu schwach ist. Um dies wieder auszugleichen, eignet sich Qi Gong im Gehen sehr gut.
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