Schlüsselpunkte des Qi Gong: 2. Vorbereitung / Vorbereitungszeit

(ebenso gültig für Tai Ji Quan und Yi Quan)

 

Vor jedem Üben - fast unabhängig davon, was man übt - ist es generell empfehlenswert, sich vorzubereiten. Damit beschäftigt sich dieser zweite Schlüsselpunkt des Qi Gong "Vorbereitung / Vorbereitungszeit". Und dies betrifft insbesondere zwei Haupt-Aspekte:

 

  1. Raum bzw. Ort auswählen und diesen ggf. selbst vorbereiten - angefangen bei "ggf. ein wenig Platz schaffen" (z.B. Tisch etwas beiseite stellen) bis hin zu "für ruhige und angenehme Umgebung sorgen" und möglichen Störungen so gut es geht vorbeugen (z.B. Telefon/Handy ausschalten, evtl. ruhige Musik anmachen...)

  2. Sich selbst - Körper und Geist - "vorbereiten" mit vorbereitenden Übungen bzw. Aufwärmübungen vor den eigentlichen Hauptübungen. Z.B. ein paar allgemeine Lockerungsübungen/Vorübungen oder auch ruhige Stehübungen für einige Minuten. Bei den ruhigen Übungen werden z.B. allgemein entspannende Vorstellungen/Ideen empfohlen wie in die Weite und Stille des Kosmos hören, "Herz/Emotionen entspannen", Körper spüren und "durchscannen", Gelenke entspannen, Körperhaltung ausrichten, Gesicht entspannen und das sogenannte "innere Lächeln" sowie weitere Entspannungsvorstellungen usw.

    • Haupt-Zweck von "Vorbereitung von Körper und Geist" hier ganz grundsätzlich:
      • geist/körperlich "ankommen" / "runterkommen" vom restlichen Alltag
      • im wörtlichen Sinne körperlich und mental "vorbereiten" für die im Anschluss folgenden Haupt-Übungen
      • und je nachdem was für konkrete Vorbereitungsübungen man auswählt: neben der reinen "Auwärmung" an sich ein bisschen Mobilisation/Beweglichkeit, Kraft/Muskulatur, Entspannung und Entspannungsfähigkeit trainieren sowie das grundsätzliche Körpergefühl / die Körperwahrnehmung stärken


Vielen hilft es, regelmäßige Übungszeiten einzurichten oder "Rituale" die das Üben einleiten (und wenn es nur ein Wechsel der Kleidung, das Lüften der Wohnung oder ähnliches ist). Andere kommen besser ohne (feste) Regeln zurecht - je nach Alltag und Persönlichkeit bzw. Vorlieben.

 

Vorbereitung / Vorbereitungszeit (Qi Gong-Schlüsselpunkte)

 

Eine Vorbereitung ist allerdings auch nicht immer ein absolutes "Muss". Gerade wenn man geübter ist, kann die Vorbereitungszeit ganz kurz sein oder sogar ganz wegfallen. Es kann auch sehr interessant und gut sein, explizit zu üben, ohne Vorbereitungszeit direkt mit den Hauptübungen zu beginnen - und die Erfahrung zu machen, dass dies auch geht und irgendwann dazu führt, dass man mitunter sehr schnell in ein "Übungsgefühl" hinein kommen kann ohne sich jedes Mal erst vorbereiten zu müssen. In jedem Fall empfiehlt es sich, nicht "abhängig" zu werden von einer Vorbereitung - denn zu denken "ohne Vorbereitung kann ich nicht üben" schränkt eher ein, während "ich kann jederzeit direkt loslegen" zu größerer Freiheit führt. (allerdings, auch für "Fortgeschrittene" bleibt es immer besser, sich vorzubereiten - und wenn es nur kurz ist)

Und direkte starten mit Haupt-Übung ohne Vorbereitung ist allerdings auch nur möglich, weil bzw. wenn die meisten Qi Gong-/Tai Ji Quan-/Yi Quan-Übungen zunächst mal sanft ausgeführt werden und keine "Verrenkungen" oder sehr schnelle Bewegungen beinhalten. (Deshalb auch mind. eine explizite Ausnahme: die Kampfkunst-Übungen des Tai Ji Quan und Yi Quan - bei solcherart Bewegungen ist es natürlich in jedem Fall sinnvoll und auch notwendig, sich vorzubereiten / aufzuwärmen um Verletzungen zu vermeiden)

 

... und wie lange vorbereiten?

 

Naja, das hängt zum einen davon ab, wie lange man insgesamt Zeit zum Üben hat bzw. wie lange man insgesamt üben möchte. Die Vorbereitungszeit sollte in der Regel nicht länger sein als die eigentliche Haupt-Übungszeit. (Beispiel: hat man insgesamt 30 Minuten Zeit zum Üben, dann sind 20 Minuten slleine für die Aufwärmung vermutlich zu lang)

Zwischen (ca.) 5 und 15 Minuten Vorbereitungszeit dürfte für die meisten Situationen - und in unserem Kontext von Qi Gong, Tai Ji Quan und Yi Quan - angemessen und "passend" sein. Ggf. kann es aber auch länger - oder kürzer - sein. Und hat man keinen engen Zeitrahmen, dann braucht man auch gar nicht auf die Uhr gucken und macht es einfach nach Gefühl...

 

Jedes mal gleich vorbereiten?

 

Insgesamt kann man auch überlegen, ob man sich immer genau gleich vorbereitet - oder mit der Zeit auch wechselnde Vorbereitungsübungen ausführt. Das ist aber eine individuelle Entscheidung - der eine braucht festere Rituale, der andere will lieber viel Abwechslung haben - und natürlich auch eine Frage, wie viele unterschiedliche Arten des Aufwärmens bekannt oder vertraut sind. Insofern ist eine pauschale Empfehlung hier etwas schwierig. Insgesamt würde ich aber zu einer "guten Mischung" raten, im Sinne von einem festen Grundstock an Aufwärmübungen, aber manchmal (oder regelmäßig) doch auch zu variieren.

Denn beide Extreme können ungünstig sein: macht man immer nur das Gleiche, ist Weiterentwicklung oft schwierig. Wechselt man auf der anderen Seite ständig die Übungen, kann man kaum eine gute Basis aufbauen.

 

Zusatzaspekt: Ergänzende Übungen

 

Vorbereitungsübungen haben natürlich den Haupt-Zweck, für Aufwärmung / Vorbereitung zu sorgen. Es gibt aber noch eine weitere Möglichkeit - nachdem wir im vorherigen Abschnitt darüber gesprochen haben, ob man sich immer gleich aufwärmen sollte - und zwar kann man Vorbereitungsübungen auch nutzen, um z.B. eigene Schwachstellen zu trainieren und zu verbessern. Das Beste was ich dazu mal selber gelernt habe: angenommen, man hätte Zeit für 4 Übungen insgesamt - dann am besten 2 Übungen auswählen, die man mag und gut kann, und 2 Übungen, die man nicht mag und nicht so gut kann. Wir haben ja so eine Tendenz (oft), lieber den etwas angenehmeren, schöneren, bequemeren Weg zu gehen... insofern eine ganz gute Idee, auch regelmäßig Übungen zu integrieren (ins eigene Üben), die eben Schwachstellen beüben. Und in diesem Sinne wären das das dann "ergänzende Übungen" die man mit einbaut um bspw. eben Schwachstellen zu trainieren - und dann zusätzlich zu den sonstigen Vorbereitungsübungen.

 

 

 

 

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